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Juggernaut – Revenge of Sovering

Blick auf die Steuerung des iOS / Android Spiels von mail.ru

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Juggernaut_logo

Im Oktober 2012 brach mein Widerstand ein, nach langen Vergleichen mit iPad und Kindle Fire, nach ewigem Festhalten am gedruckten Buch kam das Nexus 7 ins Haus. Es muss schließlich gezockt werden, auch unterwegs und gedruckte Bücher sind zwar schön, aber auch schön schwer, wenn man wie ich meist 2-3 zur gleichen Zeit liest.

Unter den vielen Spielen, die ich seitdem ausprobiert habe, fällt Juggernaut von mail.ru auf – nicht zwingend vor Spieltiefe strotzend, aber durch seine großartige Einbindung des Touchscreens in das Gameplay. Juggernaut, Revenge of Sovering, ist die Tablet-Umsetzung eines uralten Browserspiels, nur eben sehr modern portiert – als Soloabenteuer, offline spielbar. Hier hat man offensichtlich Potential der Plattform verschenkt (das gesamte sozial-virale Spektrum der Spielerinteraktion), verwunderlich bei einem Browserspiel als Vorvater. Aber ich weiche ab, Thema ist eigentlich Juggernaut versus Touchscreen.

Schatzsuche

Nach geschlagener Schlacht, immer zum Ende eines Abschnittes, gewinnt man die Kontrolle über ein Stück Land. Dort leben nicht nur Einwohner, die fleissig Steuern zahlen (vorrausgesetzt man kümmert sich um ihren Schutz), es gibt auch vergrabene Schätze. Um jene zu heben benötigt man einen Scarabäus, der wie wild mit den Flügeln schlägt, sobald er über dem Schatz schwebt. Dazu fährt der Spieler mit einem Finger über die Landschaft, um die Flugbahn des Scarabäus zu bestimmen. Fühlt sich in etwa so an, als würde man eine Unebenheit auf einer Fläche mit dem Finger erfühlen, und macht somit das Schatzheben zu einem haptischen Erlebnis.

Hat man den Schatz gefunden, gilt es das Schloß zu knacken. Die Entwickler haben dazu ein Memory-Spiel eingebaut, kein schlechtes Minispiel. Im Sinne der haptischen Erfahrung hätte aber ein Puzzle mit Schachtelelementen, die man untereinander verschieben kann, einen besseren Dienst getan. Wie hieß das nochmal? Nicht Sokoban. Egal. Zur spannenden Touch-Action kommt es vor allem im…

Kampf

Über die ersten Runden wird man nach und nach an die einzelnen Kampfelemente herangeführt, ein vollintegriertes Tutorial, welches mit wenig zwanghafter Pause nicht nervt. Der Gegner hat drei Trefferzonen, und mit einem Swipe aus der passenden Richtung ballert man ihm ins Gesicht, oder auch nicht, je nach Timing, dann wird für etwa halben Schaden geblockt.

juggernaut-combat
Trifft man den Gegner, lädt sich nicht nur ein Spezialschlag auf (lediglich wenn man aus einer wechselnd vorgegebenen Richtung zuschlägt), es poppen auch manchmal wirr flatternde Mana- und Wutkugeln ins Bild, die es mit dem Finger einzufangen gilt. Mit genug Wut kann man drei weitere Aktionen ausführen, und Mana dient der Zauberei, die sehr schön umgesetzt bei Anwendung auf das Tablet gezeichnet werden muss (etwa so wie damals in Black & White, gute Ideen sind niemals veraltet!).

juggernaut_magic
Zaubern kann der Gegner häufig auch, was gerne Hektik ins Spiel bringt: um das Monster wabert schwarzes Mana, während er seinen Zauber webt, das sich flirrend über den Bildschirm verteilt und weggetappt werden muss, will man nicht seine geballte Macht ins Gesicht bekommen. Oder zieht der Feind einen Spezialangriff aus dem virtuellen Ärmel? Dann wird auf einem Zeichenrad in schneller Abfolge eine Symbolreihenfolge abgebildet, die der Zocker unter Zeitnot richtig nachklicken muss (a la Senso / Simon anno 1972). Das ist besonders gemein, schließlich fordert es ein schnelles Umschalten von Bewegungskonzentration auf das Merken einer Zeichenfolge.

Zuletzt schleicht sich noch das „Auge“ ins Portfolio, ein manchmal auftauchendes Element, welches Wut fressen will, wenn man es nicht fix wegklickt. Alles für sich genommen bereits schön umgesetzt, spannend wird es aber durch die knapp bemessene Zeit pro Runde (bevor man die Chance zum Schlag verpasst) und die Kombination der Effekte. Wer sich schonmal gedacht hat „diese Runde block ich und mache einen Schlag oben, damit der Special frei wird“, während der Gegner erst oben blockt, die Zeit fröhlich tickt, beim Treffer Mana und Wut herumwirbeln (HABEN MUSS!), und der Gegner dann Magie einsetzt, wo doch gemeinerweise gerade das Auge aufgetaucht ist… der versteht. Da fliegt der Finger über den Screen, die Action hat dich gepackt.

Das firmeneigene Promovideo zeigt die genannten Effekte, teilweise dem Spieler über die Schulter gefilmt:

Juggernaut kannst du kostenlos kaufen. In homöopathischen Dosen erhälst du seine Echtgeldwährung, Juwelen, auch im Spiel oder über einen Paymentwall. Als Ebenezer hat man es allerdings nicht leicht, da der Schwierigkeitsgrad recht schnell ansteigt und damit die Juwelenrüstungen im Shop stark an Attraktivität gewinnen. Die Entwicklung eines Spiels kostet Geld, dementsprechend ist das keine Klage. Über die Preisgestaltung läßt sich immer schön streiten (Allods z.B. spendierte über Jahre Futter für das Trollfest), ich habe mich hier aber nicht damit beschäftigt, deshalb her mit dem Mantel des Schweigens!

Schade, dass man in keinerlei Weise mit anderen Spielern interagieren kann. Zumindest rudimentäre Zusammenarbeit würde sich leicht ins Spiel einpassen, etwa ein Gefährtensystem im Stil von Dragon’s Dogma. In Kürze: Spieler dürfen hier ihre Gefährten an Freunde ausleihen, und bei deren Rückkehr bringen sie sogar Loot mit. In Juggernaut könnte der von mir geworbene Freund als Berater auftauchen, der mir je nach Klasse einen Buff gibt oder Ähnliches (nur ein Basisgedanke, sicherlich gibt es elegantere Lösungen). Vielleicht die Kombination mit Aufbaustrategie – eine Festung für den Helden bauen, andere belagern, eine Monsterzucht etablieren, um die Viecher in das Land anderer Spieler zu hetzen?

Fazit: schaut es euch an, ich finde die Touchscreen-Umsetzung um Längen besser, als am Bildschirmrand Kontrollelemente zu simulieren (was leider zu viele Tabletgames machen), und durch die vielen möglichen Ereignisse im Kampf steht man ordentlich unter Strom. Für Momente der Abwechslung sorgen die glatt integrierten Minispiele, auch wenn oder vielleicht gerade weil man sich bei alten Klassikern bedient hat (Senso, Memory, Black & White).

Juggernaut – gut für das kleine Gemetzel zwischendurch.

Links:
Androidversion (Google Playstore) von Juggernaut
iOS-Version von Juggernaut

P.S. Alle Screenshots sind aus dem Web, nicht selbstgemacht. Google ist bequem.

 

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