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Review zu Talisman Prologue

Der Brettspiel-Klassiker, wiedergeboren auf eurem Tablet

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talisman logo kl„Weisst du noch wie’s früher war?“ sangen die Ärzte einst, vielleicht hatten sie damals bereits die Überschreitung ihres Zenits realisiert und die positive Macht der Nostalgie im Hinterkopf? Unwahrscheinlich, aber wir Zocker spüren sie, namentlich wird sie uns seit etwa einem Jahr gezielt übergestülpt: von Kickstarter, von Tabletports alter Klassiker.

Heute für die Klassiker-Bewegung an der Tabletfront: „Talisman Prologue“ im Review.

TL;DR Version:
Talisman Prologue ist eine regeltreue, grafisch schön aufgemachte Solo-Umsetzung des klassischen Brettspiels. Mit ein zwei verschmerzbaren UI Macken. Leider bisher weder mit Hot Seat noch Multiplayer, daher mittelfristig fade. Für Fans des Brettspiels sind die paar Euro dennoch gut angelegt.

Details zu Umsetzung und Aufmachung gefällig? Klick weiterlesen!

 

„Erinnerst du dich wie geil es früher mit uns beiden war?“, flüstern mir stetig Baldur’s Gate, Baphomets Fluch und ihre auferstandenen Gefährten aus dem App Shop zu. „Komm schon, 3-4 €, du willst es doch auch, lass uns gemeinsam schwelgen in der Glorie vergangener Tage!“

talisman_klein_edition2 von 1985Meist sind die Vorfreude und die Erinnerung an „Damals“ das Sahnestück des Erlebnisses, da sich Lady Nostalgia recht leicht von der ernüchternden Realität verscheuchen läßt. Das einst so geliebte Spiel ist nicht plötzlich schlecht geworden, nein, aber in der Vorstellung überbeleuchtet von der Nostalgie, in der Realität jedoch eher wie der Einstieg in eine fiktive Ehe, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hat: die Liebe überlebt lediglich ob der Gewohnheit und der unbezahlbaren gemeinsamen Momente der Vergangenheit.

Ist das bei Talisman genauso?
Eigentlich nein, das Brettspiel macht zeitlos Spaß (außer man sucht gerade nach taktischer Tiefe ohne Würfelglück). Warum schreibt der Roland dann „eigentlich“?

Wie im Namen angedeutet, ist Talisman Prologue geplant als eine Art Serie, wobei ich mir gut vorstellen kann, wie Erweiterungen mit neuen Quests und Charakteren veröffentlicht werden, eine andere Erweiterung führt Multiplayer ein, und die Spielbretter der bekannten Erweiterungen.

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Aufgebautes Talisman-Spielfeld im späteren Spielverlauf

Das Spiel basiert auf dem Brettspiel von Games Workshop / Robert J. Harris aus dem Jahr 1983, mittlerweile in der 4. Edition und mit diversen Erweiterungen aufgelegt. Der Spieler übernimmt einen von 14 Fantasy-Charakteren und zieht mit ihm auf Abenteuer, wobei gefährliche Landstriche und grausige Monster überwunden werden müssen, um hilfreiche Gegenstände zur Charakterstärkung zu gewinnen. LOOT! MORE LOOT! Ist der Held stark genug, wagt man den Aufstieg zur „Krone der Herrschaft“ und kann mit ihrer Hilfe die anderen Spieler unterjochen.

Soweit das Brettspiel… und die App! Die Regeln des Originals wurden buchstäblich 1:1 übernommen, sprich eigentlich das Ganze nur digitalisiert. Von der Aufmachung über die Charakterbilder zu den Abenteuerkarten und Zaubern. Es ist alles da, nur die Haptik bleibt logischerweise an der Touchscreen-Scheibe zurück. Dafür rollen die simulierten Würfel zum typischen und mancherorts verehrten Geräusch. Ich gehe davon aus die 4. Edition dient als Regelwerk – in der mir vorliegenden Edition 2 des Brettspiels gibt es nämlich noch keine Schicksalspunkte (übrigens eine gute Regelerweiterung!).

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Brettumsetzung auf dem Tablet

Talisman – gelungene Umsetzung als App?

Nach dieser Euphorie (es wurde nichts per Regelanpassungen verpfuscht) drängt sich schnell ein anderer Eindruck in den Vordergrund. Thumbstar hat das Spiel für 10 Zoll Tablets umgesetzt (oder ist zu unfähig eine saubere Skalierung zu setzen), denn auf meinem 7er Nexus wirkt es eigentlich schon zu klein. Hart an der Grenze. Dabei wäre da noch Platz, den jetzt ein Stück schwarz-kupferner Hintergrund schmückt. Unter diesem Aspekt failed auch die Platzierung der Buttons für „Schließen“ und „Weiter“ der Abenteuerkarten – in der oberen rechten Ecke?!? Stellt euch verschiedene Variationen vor, um euer Tablet längere Zeit bequem zu halten. Da gibt es zwei Stellen, die denkbar schlecht zu erreichen sind – Kamasutraprofis ausgenommen – die linke und rechte obere Ecke. Das hat ein Designer eine richtig gute Idee gehabt -.- Chapeau!

Der Solomodus und das Fazit

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Screenshot vom Kampf, aus dem offiziellen Promomaterial

Für den Prolog, also den Solo-Modus, wurde um jeden Charakter eine fünfteilige Minikampagne entwickelt. Die erste Mission beschäftigt sich mit der Einführung der charakterspezifischen Boni und ihrer spielerischen Erklärung. Dann werden Aufgaben gestellt, die es auf dem Spielbrett zu erreichen gilt, etwa „Befreie die Prinzessin in der Höhle und eskortiere sie zum Schloß“, in Mechaniksprech also „Töte Monster auf dem Feld Höhle. Nimm Begleiterkarte Prinzessin. Erreiche das Feld Schloß in der mittleren Spielregion.“. Dabei geht es um Aufgaben passend zum Charakter, um den Hauch einer zugrunde liegenden Story anzudeuten. Im Kampagnenverlauf werden die Quests komplexer und „Hausregeln“ ersetzen fehlende Gegenspieler, zum Beispiel ist in einer Mission des Kriegers das Spielfeld zum Start mit Monstern bevölkert, die es zu jagen gilt.

Wie vom Brettspiel bekannt, haben die Fähigkeiten der verschiedenen Helden stark Einfluß auf Spielgeschehen und sinnvolle Taktik. Mit insgesamt 14 Helden an der Hand erwartet dich Einiges an Abwechslung, plus Zufall in Form von Karten- und Würfelglück.

Anhand der Anzahl verbrauchter Züge wird jede Mission mit ein bis drei Pyramiden bewertet. Da jedoch die nötige Rundenzahl stark abhängig ist vom Kartenglück, und die Pyramidenpunkte keine endogene Bedeutung haben, verkümmert dies zum Gimmick für Achievement-Jäger.
Erfolgreiche Missionen schalten aber auch neue Charaktere frei, ein schöner Anreiz zum Weiterspielen – neue Missionen, neue Fähigkeiten, neue Hürden. Es gibt viel zu erkunden und mögliche Taktiken für verschiedene Charaktere auszutüfteln!

Klingt alles sehr vielversprechend.

Also, warum schrieb ich jetzt „eigentlich“, da oben, im Zusammenhang mit der Nostalgie-Falle?
Weil mich die Erinnerung an viele großartige Talisman-Runden geblendet hat. Ich kenne das Spiel doch in und auswendig, trotzdem habe ich vorm Kauf nicht realisiert, welche Komponente das simpel-geniale Spielprinzip am Meisten positiv beeinflußt: die Miteinander konkurrierenden Spieler. Das ist nicht die klassische Nostalgie-Falle, aber eine Variation.

Fazit: Thumbstar, legt schnellstmöglich Multiplayer und Hot Seat nach, dann werden wir ein echtes Liebespaar. Sonst reicht es nur für ein paar Busfahrten, nichtmal eine Romanze für den ganzen Sommer.

Talisman – Links:
App im google Playstore
Brettspiel bei Amazon (aber: schau zuerst beim Spieleladen um die Ecke!)

Weitere Tablet Games im CP Review:
„Into the Dead“ – PikPok

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