Ein besorgter Bruder, ein betrogener Dämonologe, ein Haufen schmutziger Söldner und ein chaotisches Ritual. Nicht zu vergessen: Dämonen und Untote, viele, sehr viele. Das blutige Pfade in zwei Sätzen, mein Conbesuch am ersten Septemberwochenende und mein zweites DSA Con in diesem Jahr. Mir war vorher entgangen wie populär es geworden ist, Cons vor dem DSA Pen & Paper Hintergrund zu veranstalten, offensichtlich gibt es mittlerweile eine sehr große Spielerschaft, die ihren Charakter in Sachen Glaube, Magie und Herkunft an eben jenem orientert.
Der Zeltplatz in einem Naturschutzgebiet war sehr schön gelegen, nahe der Straße (die man nicht hörte), aber doch tief im Wald, so daß sich außer ab und an einem Radfahrer keine Realität ins Blickfeld der Spieler drängte. Umso ärgerlicher wurden dadurch die drei Autos, deren Besitzer anscheinend den Wunsch der Orga ignorierten, ihre Fahrzeuge vorm Time-in zu entfernen. Der gelegentliche Regen schuf gemeinsam mit dem sehr häufig wolkenfreien Himmel bei Vollmond in der Nacht eine großartige Atmosphäre: ein mondhelles Lager umgeben von Nebelschwaden, die sich an die nahe Baumgrenze des Waldes hefteten.
Die Spieler waren zur Anreise aufgeteilt in zwei Gruppen, eine Söldnerschar mit dem Auftrag einen Schwarzmagier zu jagen und eine bunt gemischte Gruppe als Gefolge eines Magiers, der seinen abtrünnigen Bruder suchen und auf den richtigen Pfad zurück bringen wollte. Interessant ist, daß diese Zweiteilung sich konsequent über das Con gehalten hat, der Söldnerhauptmann (NSC?) führte nämlich ein scharfes Regiment in seiner Truppe und hielt so den Haufen zusammen, bis hin zu eigenen Aktionen ohne den Rest des Lagers. Die zweite Gruppe dagegen löste sich bereits bei Ankunft im Lager auf, zerfiel in die üblichen Minigruppen gemeinsam angereister Freunde. Dementsprechend uneins war man sich desöfteren und Entscheidungen wurden – kennen wir alle – oftmals zerredet, richtiges gezieltes Eingreifen mühsam.
Die Söldner brachten gleich von ihrer Anreise eine Tasche mit Schriftstücken mit, hatten sie doch ein Ritual beobachtet, wobei ein Dämon beschworen wurde und der Beschwörer – durch Betrug fehlgeleitet – verbrannte. Das dies gerade der gesuchte Schwarzmagier war konnte jedoch erst am Samstag bestätigt werden, nachdem wir uns längere Zeit bei Tageslicht an dem Ritualplatz aufgehalten hatten. Zunächst jedoch versetzte das Studium der Fundstücke mir einen Schock: deren Inhalt war so tiefgreifend mit der DSA Mythologie verbunden, daß man als “Ausländer” ohne passende Bildung einfach nichts verstehen konnte. Im Gegensatz zu den heimischen Magiern, die sich fröhlich ihren Deutungs-Diskussionen hingaben. Glücklicherweise gab es dennoch genug zu tun, auch für den unwissenden Nicht-Aventurier und die anwesenden Kundigen gaben die Ergebnisse ihrer Deutungen ebenso gerne preis.
Lang, risikoreich und kampflastig wurde es in der ersten Nacht, Untote und niedere Dämonen stürmten bis fast zum Morgengrauen immer wieder unser Lager, unter anderem mit dem Ziel, den Anführer der zweiten Reisegruppe (der gutmütige Bruder des Schwarzmagiers) zu entführen. Gleichzeitig verschwanden einzelne Personen – sie wurden zu einem mächtigen und mächtig verärgerten Dämonenfürsten gerufen, man bemerke: um mit ihm zu verhandeln! So begann sich langsam für die Spieler ein Bild der Situation zu formen, es dauerte allerdings bis in den späten Samstagnachmittag, bis es vollständig vor uns lag.
Ein mächtiger Dämon war der Knechtschaft eines noch größeren Dämons entkommen und schickte sich an, den Landstrich mit Hilfe eines komplizierten Rituals unter seine Herrschaft zu bringen. Dazu benötigte er sieben Komponenten, unter anderem das Herz eines liebenden Bruders (der entführte Anführer), das Blut einer Seherin (eine Spielerin) und einen dritten mächtigen Dämonen. Wie die anderen beiden entstammte auch dieser der DSA Mythologie und hatte das Handicap, sich tagsüber in eine widerliche giftige Blume zu verwandeln. Genau nach dieser suchten wir am Samstagnachmittag, fanden sie auch – und verloren sie an den Feind.
Den Rest des Tages verschleuderten wir an Beratschlagungen und leider gab es – außer einer Aktion am nahen Friedhof um eine Komponente für uns zu bergen – keine weitere Action über den Tag. Für eine als Kampfcon angekündigte Veranstaltung leider etwas mager. Für das Ausbleiben von Kämpfen wurde man allerdings mit einer tollen Idee der Orga entschädigt, die ihre NSC verkleidet als Anhänger der Borbarad-Kirche (für nicht Aventurier: Anhänger eines unheiligen Glaubens) zu uns schickte, mit Steckbriefen. Das sorgte für interessantes Charakterspiel, da man ihnen aus Angst vor Verstärkung im Hinterland nicht aggressiv begegnen wollte. Das Con war also an sich plotreich und stimmig – nur als Kampfcon hätte man es vielleicht nicht anpreisen sollen, dazu fehlten am Samstag eindeutig die aggressiven Momente.
Die Spieler kamen schließlich darauf, man müsse dem Ritual des entflohenen Dämons ein eigenes Ritual entgegensetzen, ebenfalls mit sieben Komponenten, Gegenstücken zu jenen des Dämons. Damit wollte man ihn herbeizwingen und schließlich bannen. Sein eigentlicher Herr – der uns in vielen Visionen Tipps und Hilfen gab – hatte jedoch andere Pläne. Zum Ende unseres, leider sehr chaotisch verlaufenden, Rituals erschien er und nahm den Entflohenen wieder in seine Knechtschaft. Immerhin konnten wir den Landstrich vor der Herrschaft eines Dämons retten und unser Entkommen sichern, außerdem war die Gefahr durch den Schwarzmagier gebannt. Nicht durch unsere Hand, er wurde bei seiner Dämonenbeschwörung verzehrt, aber tot ist tot, und tote Beschwörer sind keine Gefahr mehr.
Bleibt zu sagen, daß die Orga / SL freundlich, engagiert und kompetent war, die Kämpfe teilweise hart aber immer fair und die NSCs bei Kämpfen umsichtig. Für eine stimmige Atmosphäre sorgte die Nutzung des DSA Hintergrundes, da Symbole, Bruderschaften und auch die Dämonen aus der Geschichte Aventuriens entstammten, d.h. ein DSA Spielercharakter konnte sich heimisch fühlen und erkannte die plottragenden Elemente leicht wieder bzw. konnte vielleicht Geschichten u.ä. darüber gehört haben. Ein Kritikpunkt bleibt: die SL hat meiner Ansicht in zuvielen Situationen mit Tipps und Ratschlägen eingegriffen. Ich verstehe die Notwendigkeit, denn ohne diese Ratschläge wären wir Spieler an zwei drei Stellen nicht vorangekommen, allerdings finde ich es schöner, wenn der Plot dahingehend zugänglicher bzw. klarer gewesen wäre. Vielleicht wollte man nicht, daß die Situation ob der Blindheit der Spieler eskaliert.
Dennoch: ein gelungenes Con, weder Regen noch Kälte waren in der Lage uns zu demotivieren, denn der gebotene Plot plus das Charakterspiel unter Bekannten trösteten uns darüber hinweg. Wir kommen auf die Fortsetzung – so es eine gibt – dann aber besser gewappnet mit aventurischem Hintergrundwissen!
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